Elbjazz 2019 am Freitag – Jazz-Polizei auf Hafen-Streife


Impressionen Elbjazz 2019
Tausende Besucher feierten am Freitag, dem ersten Tag beim Elbjazz 2019. (Bild: stagr / Axel Schilling)

Der erste Tag beim Elbjazz 2019 am Freitag. Beim Jazz geht es ja bekanntlich drunter und drüber. Einige Takte können nur Experten als solche identifizieren. Ebenso surreal scheinen die Fingerbewegungen der begnadeten Musiker – selbst auf Querflöten. Und trotzdem scheint es einen harten Kern zu geben, der unangepasstes Verhalten wie Sprünge, zu legere Kleidung, Fuck-Finger oder auch den 4/4-Takt verurteilt. Die Jazz-Polizei. Und genau die hatte am ersten Tag eine Menge zu tun.

Jamie Cullum

Bleiben wir unangepasst und beginnen mit dem Ende. Jamie Cullum ist einer dieser Jazzer die Jazzer nicht wollen. Doch er war es, der die Massen gestern Abend so sehr begeisterte, wie niemand zuvor. Der Junge geht steil auf die 40 zu. Lieferte aber ein Show ab, die er auch mit 20 nicht besser hätte performen können. Ja, er spielte auch mit den Füßen an seinem Klavier. Ansonsten gab es Sprünge vom Flügel, einen am Publikum gescheiterten Crowdsurfing Versuch und ganz viel Jazz. Genau! Jazz. Denn neben seinen perfekt vorgetragenen Hits, legten er uns seine Musiker zahlreiche, (einstudierte) Jam-Sessions hin. Eine Frage stand nach dem Konzert im Raum. Was sollte da morgen noch kommen?

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Elbjazz 2020

Zurück zum Anfang. Die Hauptbühne wurde in unserer Abwesenheit von Joja Wendt eröffnet. Aber pünktlich zum ersten Konzert auf der Bühne Am Helgen, waren wir bereit. Türkischer 70s Sound aus den Niederlanden sollte hier den Anfang machen. Anfangs eher schleppend aber nach dem dritten oder vierten Song kam die 6-köpfige Band in Schwung.

ADHD

Weiter ging es zu AdHd aus Island. Sie sind über die Grenzen ihres Heimatlandes Island mega bekannt. Aber keine Promis. Das stellte der nette Elbjazz-Ansager bereits vor dem Auftritt klar. Denn Promis hat man in Island wohl bewusst abgeschafft. ADHD begann direkt ausdrucksstark, authentisch und experimentell. Das erste Konzert in der neu arrangierten Schiffbauhalle begeisterte die in diesem Jahr schon sehr rechtzeitig und zahlreich angereisten Jazz Fans mit Saxophon, Gitarre, Klavier und Schlagzeug.

Die Schiffbauhalle war für diesen Auftritt noch bestuhlt. Was einige Gäste auch sehr begrüssten. Doch bereits beim nächsten Act sollte mit Sitzen Schluss sein. Das ist neu für die überdachten Konzerte beim Elbjazz 2019 und hat sicher einen Grund. In den letzten Jahren gab es mit steigenden Besucherzahlen das Problem, dass Leute draußen bleiben mussten, weil die Hallen schnell überfüllt waren. Generell schien in diesem Jahr sehr auf Effizienz gesetzt geworden sein. Zuschauerrekord, mehr Essenstände, weniger Kunst und leider etwas weniger Charme. Aber nur etwas.

Julia Hülsmann

Auf der Hauptbühne sollte unser erster Act das Oktett rund um Julia Hülsmann sein. Frau Hülsmann sah man ihre Souveränität und Erfahrung. Mit einem Lächeln im Gesicht führte sie ihre Musiker vom Flügel aus. Mit mehreren Auftritten auf dem diesjährigen Elbjazz ist sie eine der Hauptakteure des Festivals. Am Samstag spielt sie zum Beispiel In der Elbphilharmonie ein Beatles-Abend. Als Vorgeschmack spielte das Oktett den Song „Come together“.

Kamaal Williams

Wir wechselten erneut die Spielstätte und trafen auf Kamaal Williams. Der Londoner hob den Coolness-Faktor direkt um einige hundert Prozent an. Sneaker, Angler -Hut und zwei unfassbar lässige Bandkollegen. Die drei Herren spielten unterhaltsamen Jazz-Funk zu dem nur noch Anderson .Paak gefehlt hätte.

Mildlife

Die australische Band Mildlife spielte im Anschluss an Kamaal Williams und erweckte den Eindruck, dass das Line-Up insgesamt etwas weniger auf Jazz-Jazz setzte. Eher auf Elektro-Jazz, Hip-Hop-Jazz, Rock-Jazz, Pop-Jazz und so weiter. Aber ganz ehrlich – meinetwegen. Mildlife hätte optisch auch australischen Surfer-Rock spielen können. Technisch natürlich auch. Stattdessen gab es handgemachte, treibende Clubsounds mit überragenden Musikern. Die Jungs hatten ordentlich Spaß auf der Bühne und das Publikum endlich zum Tanzen gebracht.

The Savage Rose

Noch ein Act und wir kommen wieder zum bereits beschriebenen Headliner. Womit sich der Kreis des ersten Elbjazz Tages schließen würde. The Savage Rose aus Kopenhagen. Eine Rocklegende wie sie im Buche steht. Ein Wunder, dass die Jazz-Polizei hier nicht zugeschnappt hat. Seit über 50 Jahren steht Sängerin Annisette Hansen nicht nur als Musikern auf der Bühne, sondern ist auch ganz vorne mit dabei, wenn es um den Kampf gegen politische und rechtsstaatliche Ungerechtigkeit geht. Ihr ausgestreckter Fuck-Finger ging raus an alle Hater! Was war das für ein großartiger Elbjazz 2019 Freitag.