Düster-Beats locken 4.000 Besucher zum E-tropolis Festival 2019


Am Samstag, den 16. März ist das E-Tropolis Festival 2019 in seine neunte Runde gestartet. Unter dem Motto “Härter, Lauter, Bässer” erwarteten uns 14 Bands, inklusive Aftershow-Party. Auch dieses Jahr kann die Turbinenhalle in Oberhausen gut 4.000 Besucher in den Ruhrpott locken, damit ausverkauft melden und eine Vielzahl an unterschiedlichen Electro- und EBM-Größen präsentieren.

ES23

Zur Eröffnung begrüßt uns ES23 mit “Destiny” auf der Bühne und damit auch schon unsere Überraschung des Festivals. Mit einer unerwarteten Energie haut Daniel P. von Sekunde Null an die Menge um. Der ein oder andere Besucher hat sein persönliches Aufwärm-Programm schon hinter sich und steigt direkt in die Vollen mit ein und nutzt die große Tanzfläche vollständig aus. Letztes Jahr war Sänger Daniel P. noch als Gast hier, heute steht er auf der Bühne und darf voller Stolz das E-Tropolis Festival 2019 eröffnen. Zu „Wake Up“ geht die Stimmung immer weiter nach oben. Der vordere Bereich der Turbinenhalle füllt sich nach und nach, während draußen auf dem Parkplatz im andauernden Nieselregen fleißig die Fahrzeuge rangiert werden.

Priest

Nach einer kurzen Umbaupause dürfen Priest sich auf der Bühne austoben. Nach der Eröffnung durch ihr 8-bit Intro drückt einem der Bass entgegen und treibt neugierig die Menschen aus den Vorbereich der Turbinenhalle vor die Bühne. Im Kontrast sind Priest deutlich andächtiger als ihr Vorläufer. Zur Musik kann man ja sagen, was man will, aber die Show ist nun leider tatsächlich auch für Elektro Bands sehr schwach. Kaum Interaktion mit dem Publikum sorgen dafür, das wir uns früher auf den Weg in die zweite Halle machen.

Rroyce

Schon kurz vor Ende der Show bewegt sich die Menge rüber zur 2nd Stage, denn nebenan geht es nahtlos mit Rroyce weiter. Energiegeladen springt der Funke hier sofort über und die frühen Besucher, die gerade eben noch auf der Stelle hin und her wippten, sind voll dabei. Eine von drei Bands heute, bei denen eine Gitarre auf der Bühne zu sehen ist. Und die einzige, die mit Pyrotechnik einen kleinen Funkenregen erzeugen. Für die erste Band in der kleineren Halle ist es zu so früher Zeit schon sehr gut gefüllt – selbst der Headliner wird später Probleme haben, das zu toppen. Sänger Casi sprüht nur so vor Energie und hat auch mit seinen beiden Mitstreitern auf der Bühne mächtig Spass.

[x]-Rx

Auf der Mainstage bereiten sich derweil [x]-Rx vor. Und bringen nach dem eher ruhigeren Vorläufer wieder richtig Bewegung auf die Tanzfläche der Mainstage. Langeweile kommt hier nicht auf, das lassen Pascal „Cyrex“ Beniesch und Jan „Sine-x“ Teutloff nicht zu. Das Intro zu „Kein Herz“ versetzt auch den letzten Zuschauer in Bewegung und trotz des Hämmerns aus den Boxen sind die Stimmen der Menge noch zu hören. Mit „Gasoline And Fire“ und „Hard Bass Hard Soundz“ sind [x]-Rx eine einzige Aufforderung zu tanzen. Die Show ist schlicht gehalten aber bestens dazu geeignet, die Energie auf das Publikum zu übertragen.

SynthAttack

Das Intro von SynthAttack verspricht schon viel. Als das Dark Electro-Duo die Bühne erklimmt ist der Jubel groß. Mit ihren harten Beats und aggressiven Synth-Klängen gepaart mit einem verzerrten Gesang liefern sie Musik voll auf die Fresse. Aber pronto! Auf der Bühne wir das Duo von zwei Tänzerinnen unterstützt, die die Menge immer wieder animieren, ordentlich mitzumachen. Auch hier ist der Sound ordentlich. Der Bass hat Druck, sodass sich in den vorderen Reihen ein wohliges Gefühl in der Magengegend breit macht, aber auch die Synths sind perfekt abgemischt. Alles in allem eine runde Sache.

Velvet Acid Christ

Velvet Acid Christ auf der Mainstage ist für viele eher eine Pause, vor dem was der Abend noch verspricht. Viele sparen sichtlich Energie oder nutzen die Gelegenheit um etwas Energie nachzutanken.

Apropos Nachtanken. Neben den 2 Stages hat die Turbinenhalle auch noch eine Händlermeile und ein Bistro zu bieten. Die neben einer kleinen Shopping-Tour und einem breiten Angebot an Gerichten auch noch viel Platz bieten, um sich zwischen den Bands noch etwas zu entspannen. Ob der Belastung der Füße oder der Ohren geschuldet kommt wohl auf den persönlichen Geschmack an.

Future Lied To Us

Zurück auf der 2nd Stage erwarten uns Future Lied To Us. Ein Zusammenschluss aus “drei der Rentner des EBM”. Was die alten Herren vielleicht nicht mehr an Energie haben, haben sie an Erfahrung. In ihrer minimal gehaltenen Show laden sie mit sanften Beats zum Träumen und Schwelgen ein. Bei Synthpop benötigt es aber auch keine harten Beats, um die Menge in Tanzstimmung zu bringen. So bewegt sich der eine mehr als der andere im Klangteppich dahin. Aber auch die alte Garde ist vor dem Alten Feind – technische Probleme – nicht gefeit und müssen eine kurze Zwangspause einlegen. Können aber dann direkt wieder durchsteigen und auch beweisen, dass sie nicht nur sanft und weich beherrschen, sondern durch alle Stilrichtungen durch Agieren können.

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Solar Fake

Auf der Mainstage macht sich derweil Sven Friedrich mit Solar Fake bereit, die Turbinenhalle aufzumischen. Mit Songs wie „Not What I Wanted“, „Under Control“ und „Sick Of You“ ist es jetzt auch hier wieder Zeit zu tanzen. Das neue Album “You win – Who cares?” steht heute deutlich im Mittelpunkt der Setlist und beweist, dass das neue Material live hervorragend funktioniert. Tastenmann Andre kommt immer wieder kurz hinter seinen Keys hervor, um die Menge gebührend anzufeuern, während Sven ganz der Strahlemann ist, den wir kennen und zwischen den Songs irgendwie immer ein bisschen Zeit für die ein oder andere Anekdote findet. Es ist schon erstaunlich, wie sympathisch die Berliner Truppe jedes Mal rüberkommt.

Centhron

Für wen der Future Pop in Halle 1 zu weich ist, haben Centhron auf der 2nd Stage ein Satz warme Ohren im Gepäck. „We Are Centhron – raise your fists“ und ab geht die wilde Fahrt mit “Einheit C”. Sänger Elmar fegt wie ein Derwisch über die Bühne und brüllt sich die Seele aus dem Leib. Mit harten Texten und noch härteren Beats räumen sie bei top Sound die 2nd Stage auf. Ohne Verschnaufpause geht es einmal quer durch die Schaffensgeschichte und bei Songs wie “Pornoqueen” oder “Deutsches Land” ist es wirklich schwer, nicht mitzutanzen. Der Beat steckt einfach an und so bewegen sich die Füße fast wie automatisch.

Suicide Commando

Mit einem der Urgesteine der Szene geht es danach auf der Mainstage weiter. Mit über 30 Jahren auf dem Buckel treten Suicide Commando auf die Bühne. Das Ergebnis sind tanzende und headbangende Menschen. Die Menge feiert lautstark mit und lässt einen das in den kurzen, leisen Stücken deutlich mitbekommen. Ihre Feierlaune lässt das Publikum in einem riesen Moshpit freien Lauf.

[:SITD:]

Aus dem Pott für den Pott geht es auf der 2nd Stage weiter mit [:SITD:]. Zu Songs wie „Lebensborn“ wird hier dicht gedrängt getanzt. In den vorderen Reihen ist kaum noch ein durchkommen und so wird selbst auf der Empore fleißig mitgetanzt.

Die Krupps

Mit gut 10 Minuten Verzögerung kommen unter pompöser Marschmusik Die Krupps auf die Bühne. Was die reine Menge an physischen Musikinstrumenten angeht, können Die Krupps hier die meisten anderen Bands locker abhängen. Den metallischen Klängen folgt auch unmittelbar der Moshpit. Wir sind auf jeden Fall froh, dass die Tontechniker sich die 10 Minuten Zeit genommen haben es richtig zu machen. Leiden die Krupps sonst gerne mal an schlecht gemischten Sound, ist davon heute nichts zu hören und wir genießen bei Top-Sound die Stimmung. Nicht nur wir, auch die Menge lässt es richtig Krachen und singt lautstark mit.

Welle: Erdball

Zum großen Finale auf der 2nd Stage heißt es: „Meine Damen und Herren sie hören Welle: Erdball“. Mit komplett neuer Mannschaft meldet sich damit Welle: Erdball um Frontmann Honey zurück auf die Bühne. Mit ihrem Minimal Electro heißt es dann für uns “Zurück zum Start”. Die Menge ist wie verzaubert von der Show und schwelgt andächtig dahin. Auch Songs wie „23“, „Tanz Den Wahnsinn“ und “Die Liebe Der 3. Art”, unterbrochen von Ansagen ganz im Stil einer Radiosendung, dürfen natürlich nicht fehlen. Mit der Kraft einer Metall-Tonne geht es voran zu „Arbeit Adelt!“. Nach einer ausgedehnten Fahrt durch neu und alt verabschieden wir uns von der 2nd Stage.

Apoptygma Berzerk

Zum großen Finale erwartet uns auf der Mainstage Apoptygma Berzerk und betritt unter tosendem Jubel die Bühne. Als Headliner des Festivals sind alle Augen trotz dichten Nebels auf die Norweger gerichtet. Bei der Setlist greifen sie zur Eröffnung mit “Love Never Dies“ tief in die Vergangenheit und arbeiten sich immer weiter in die Gegenwart. Das Publikum feiert sich dem Ende des E-Tropolis 2019 entgegen. Zu “Nearer” ist aber auch eine kurze Pause für die mittlerweile schon geschundenen Füße drin, nur um es danach direkt wieder Krachen zu lassen. Um Punkt Mitternacht beginnt derweil bereits die Aftershow-Party auf der 2nd Stage. DJ Donlevi muss sich dabei schon etwas seltsam vorkommen, muss er doch mit dem Headliner konkurrieren. Dennoch hat er einige wenige Tänzer auf der Tanzfläche, die höchst ausschweifend die volle Breite ausnutzen. Apoptygma Berzerk kommen derweil ihren großen Hits immer näher und reizen die Menge immer weiter aus, die zu “Kathy’s Song” mitsingen, was die Kehlen noch hergeben. Nach einem krönenden Abschluss mit “In This Together”, “Until The End Of The World” und “Backdraft” verabschieden sich Apoptygma Berzerk von der Bühne.

Für alle, die einfach nicht bekommen haben, geht es direkt weiter mit der Aftershow-Party, die Musik bis in die frühen Morgenstunden verspricht. Für uns geht der Kurs aber Richtung Heimat. Wir verabschieden uns vom E-tropolis Festival 2019 und freuen uns schon jetzt auf nächstes Jahr, wenn es wieder heißt “Härter, Lauter, Bässer”. Unter anderem erwarten uns am 14. März 2020 bereits jetzt Bands wie Covenant, Diorama und Solitary Experiments.

Danke an: Lars Tobias Lorbeer (Text)

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