Deichbrand Festival 2025 am Samstag – Feuer, Beats & Brandung im Festivalsommer


Deichbrand Festival 2025 am Samstag – Feuer, Beats & Brandung im Festivalsommer
Am Samstag ging das Deichbrand Festival 2025 noch einmal mit dem dritten und vorletzten Tag, bei Hitze und mit Höhenfeuerwerk an den Start. (Bild: Julia Langmaack)

Am Samstag, den 19. Juli 2025, zeigte sich das Deichbrand Festival auf dem Flughafen Nordholz von seiner strahlendsten Seite: Sonne pur, eine zwischendurch angenehme Brise von der Nordsee – aber ideale Voraussetzungen für Festival-Herzen und Flip-Flops im Sand. Die Stimmung war elektrisierend: After-2‑Days‑Euphorie traf auf entspannte Sonnenanbeter, die erneut wieder tanzen, lachen und feiern konnten.

Nach bereits zwei Festivaltagen voller Überraschungen – Sonne, Humor und Gänsehautmomente – war klar, was das Deichbrand ausmachte: Eine salzige Brise, musikalische Vielfalt und echte Festivalseele, die selbst Wolken-Phasen mit einem Grinsen wegrockten. Für den Samstag hielt das Line-up u.a. Bands wie K.I.Z, Finch, Ski Aggu, Das Lumpenpack, Enter Shikari, Jeremias, Sven Väth, The Kooks bereit.

Aqua-Gymnastik (mit Haribo + DLRG)

13 Uhr, brennende Sonne über dem Deichbrand – und der coolste Moshpit des Tages spielte sich nicht vor der Bühne, sondern im Pool ab: Aqua-Gymnastik, Festival-Edition! Bei über 27 Grad war das Wasser randvoll mit gut gelaunten Besuchern, die zwischen Spritzattacken, Hampelmännern und Wasser-Headbanging den ultimativen Workout-Spaß feierten. Während sich oben auf einem kleinen Podest die Kursleiter mit energischer Begeisterung abstrampelten, hüpfte der Haribo-Goldbär (ein Mensch im kuschelig-gelben Kostüm) synchron oben auf dem Podest mit – und wurde zum inoffiziellen Fitness-Idol des Tages. Es war alles erlaubt, was Laune macht, Hauptsache nass, laut und herrlich absurd. Für Ordnung und Sicherheit sorgte der DLRG Dorum, der aber eben soviel Spaß und Energie beim Mitmachen gezeigt hat. Wer diesen Kurs verpasst hat, hat das spritzigste Highlight des Festivals übersehen.

Montreal

Montreal lieferten auf der Water Stage ein rotzig-sympathisches Punkrock-Feuerwerk ab, das wie ein Kasten Bier auf Ex ins Ohr ging – direkt, ehrlich und mit ordentlich Schweiß. Die Hamburger Band, seit Jahren fester Bestandteil der deutschen DIY-Punkszene, bewies mit Songs wie „Hauptsache Ihr habt Spaß“ oder „Endlich wieder Alkohol“, dass sie vor allem eins können: live alles abreißen. Zwischen ironischen Ansagen, politischen Spitzen und einem Hauch Festival-Nostalgie trafen sie genau den Nerv eines Publikums, das trotz Staub und Sonnenbrand jede Textzeile mitgröhlte. Montreal haben sich über acht Studioalben, zahlreiche Support-Gigs (u.a. mit Die Ärzte) und treue Fanbases längst Kultstatus erspielt – ohne große Promo, aber mit jeder Menge Herz. Fazit: Wer ehrlichen Punkrock zum Mitgrölen suchte, bekam hier die perfekte Mischung aus Humor, Haltung und Hooks serviert – laut, charmant und absolut festivalreif.

Juli

Gerade noch in Berlin beim Lollapalooza am letzten Wochehende, spielten Juli nun an der Nordsee auf der Fire Stage am Samstag mit einem nostalgisch-frischen Set voller Deutschpop-Magie. Mit Klassikern wie „Perfekte Welle“ und „Geile Zeit“ erinnerten sie das Publikum daran, wie sehr ihre Musik den Sound der 2000er prägte – emotional, eingängig und ehrlich. Sängerin Eva Briegel glänzte mit starker Stimme und charmantem Auftreten, während die Band souverän zwischen Alt und Neu balancierte. Die Show war wie ein sonniger Spaziergang durch das kollektive Musikgedächtnis Deutschlands – warm, vertraut und überraschend zeitlos. Ein wundervoller Start in den Festival-Tag, der Herz und Stimme weckte.

Esther Graf

Im Palastzelt ging es dann los ab 15:30 Uhr – mit jeder Menge Energie und vielen Besuchern. Esther Graf eröffnete am Samstagnachmittag das Zelt und zu erleben gab es eine Mischung aus Pop-Punk, Emo-Vibes und rotzigem Charme – und sie brachte trotz „früher Stunde“ viel Bewegung in die Crowd. Ihre Songs und Texte trafen mit ehrlicher Verletzlichkeit und jugendlicher Wucht mitten ins Herz – mal laut, mal leise, aber immer direkt. Zwischen TikTok-Hype und echter Bühnenpräsenz bewies Esther, dass sie weit mehr ist als ein Social-Media-Phänomen: Sie lieferte live richtig ab, mit Haltung, Style und verdammt viel Persönlichkeit.

Grossstadtgeflüster

Grossstadtgeflüster verwandelte vor der Water Stage das Deichbrand-Gelände in eine urban-düstere Partyzone – druckvoller Electro-Pop mit rotziger Attitüde, bei der sofort die Hände in die Luft gingen. Das Berliner Duo glänzt nicht nur mit charismatischem Sprechgesang und treibenden Beats, sondern hat sich mit Alben wie Doppelleben und Hits wie „Fliegen aus Beton“ eine treue Fangemeinde erspielt. Live strahlten sie eine coole Selbstverständlichkeit aus – minimalistische Bühnenkulissen, maximaler Musikflow, und zwischen den Songs gab’s charmante Anekdoten, die das Publikum direkt abholten. Ihre Show war ein gelungener Spannungsbogen aus verträumten Klangflächen, harten Electro-Rhythmen und Texten, die nah am Großstadtleben sind – erwachsen, aber nicht verbohrt. Kurz gesagt: Grossstadtgeflüster live ist ein Fest für Kopf und Beine – stylisch, mit Tiefgang und perfekt für Festivalfans, die mehr wollen als nur Konfetti.

Enter Shikari

Enter Shikari zündeten am Samstagabend auf der Fire Stage ein Soundinferno aus Post-Hardcore, Elektropunk und politischen Statements – live deutlich intensiver als jeder YouTube-Mitschnitt. Die britische Band verbindet brachiale Moshparts mit tanzbaren Beats und tiefgründigen Texten über Klima, Politik und digitale Entfremdung, was ihnen seit ihrem Debütalbum Take to the Skies Kultstatus und mehrere UK-Chart-Platzierungen eingebracht hat. Frontmann Rou Reynolds führte das Publikum mit Energie und Emotionalität durch eine Achterbahnfahrt – von gutturalen Schreien bis zu euphorisch-heulenden Vocals. Die Show war eine beeindruckend präzise Mischung aus anarchischer Intensität und Crowd-Interaktion, inklusive Flowsurfing und Circle Pits, die den Festivalboden erbeben ließ. Wer Enter Shikari verpasst hat, hat den Gegenentwurf zu seichter Festival-Unterhaltung verpasst – roh,“ relevant und rundum packend.

Jeremias

Jeremias bespielte die Water Stage mit seiner typischen Mischung aus akustischem Pop und tiefgründigem Storytelling – live deutlich ehrlicher als auf jeder Spotify-Playlist. Der Saxophon-begleitete Sound und seine markante, rauchige Stimme vermittelten sofort dieses vertraute Gefühl von „Band zum Anfassen“, das in intime Festivalmomente mündete. Hits wie „In meinem Kopf“ und „Sommer in Berlin“ sorgten für kollektiven Pogo samt Gänsehaut‑Gänselauf, während Jeremias charmant zwischen Anekdoten und persönlichen Gedanken pendelte. Seine Erfolge – Streaming‑Millionen, ausverkaufte Clubtouren und Supportshows mit Größen wie AnnenMayKantereit – zahnten sich in jeder Minute der Performance ab. Fazit: Jeremias zeigte beim Deichbrand, dass echte Emotionen und handgemachter Sound auch auf großen Bühnen noch funktionieren – und genau das macht ihn aktuell zu einem der spannendsten Acts im deutschsprachigen Pop.

Ede B2B Skatman

Als Ede B2B Skatman am Samstagabend die Electrees Stage übernahmen, wurde der Wald zur Ekstase-Zone – feinster Melodic Techno mit Berliner Seele traf auf verspielte Euphorie. Das Duo, bekannt für Sets zwischen träumerischer Tiefe und Tanzflächen-Explosion, lieferte eine Performance, die zwischen Gänsehaut und Dauergrinsen pendelte. Mit diversen Boiler Room-gestählten Edits katapultierten sie das Publikum in einen kollektiven Rausch. Ihr Set war weniger Aneinanderreihung als dramaturgische Reise – mit Drops, bei denen selbst die Bäume wackelten. Wer dort war, weiß jetzt: Techno kann emotional, verspielt und absolut legendär sein.

Pretty Pink

Die direkte Übergabe folgte sogleich, kurze Umarmungen, ein Abschied – für die Zuschauer ein nahtloser Wechsel. Die Electrees Stage am Waldrand des Deichbrand Festivals 2025 gehörte nun Pretty Pink. Mit ihrer Mischung aus Deep House, Melodic Techno und treibenden Beats lieferte die DJane aus dem Harz ein Set, das tanzbar, emotional und hypnotisch zugleich war. Ihre Mischung sorgte für Gänsehaut und kollektives Abheben. Die Location – eingerahmt von Bäumen, umrahmt von LED-Screens und Lichtspielereien – war das perfekte Setting für diesen audiovisuellen Höhenflug. Wer jetzt noch Energie hatte, hat sie garantiert vor dieser Bühne gelassen – und zwar mit Stil und Beats.

The Kooks

The Kooks begeisterten danach auf der Fire Stage mit ihrem unverwechselbaren Mix aus britischem Indie-Rock, eingängigen Gitarren-Riffs und Ohrwurm-Harmonien – live spürbar frischer als jedes ausgelutschte Spotify-Cover. Mit Hits wie „Naïve“ und „She Moves in Her Own Way“ führte die Band sofort zurück in die frühen Nullerjahre und zeigte zugleich, warum sie mit sechs Studioalben und Millionen verkaufter Platten ihre Relevanz nie verloren haben. Frontmann Luke Pritchard glänzte mit charmantem Witz und lässiger Bühnenpräsenz, die die Festivalcrowd in ständiger Mitsing-Laune hielt. Zwischendurch überraschten The Kooks mit neuen Songs aus ihrem aktuellen Album, die nahtlos ins Set passten und bewiesen, dass sie mehr können als nostalgische Hitparade. Fazit: Eine handverlesene Mischung aus Retro-Charme und zeitlosem Rock-Feeling – The Kooks lieferten beim Deichbrand einen sauber abgerockten, sympathischen Auftritt für alle Generationen.

Finch

Finch hielt die Water Stage beim Deichbrand Festival in Atem – sein Mix aus deutschsprachigem Rap, satirischer Wortkunst und melodischen Hooks ging unter die Haut und hinterließ ein pulsierendes Infield. Das Bühnen- und Gesamtkonzept basierte auf dem Thema „Wrestling“, inklusive Ring und einigen Wrestling-Einlagen und auf die Bühne ging es passend zum Song von John Cenas „The Time ist Now“. Mit cleveren Punchlines und ironischem Blick auf Alltag und Clubkultur zeigte er, warum er als Instagram-Hype begann und inzwischen regelmäßig die deutschsprachigen Charts erobert. Seine Bühnenpräsenz war charmant provokant: Zwischen Beats und Beatboxing zündete er spontane Freestyle-Momente, die das Publikum in livemoderne Kurzgedichte mit Mitsing-Faktor verwandelten. Hier war lautes Mitgrölen angesagt und in Erinnerungen schwelgen, von Heidi, über Pokemon, Gummibärenbande, es gab alle wichtigen Titelsongs zum Mitsingen – inklusive stylisch-chaotischer Choreos und lässiger Crowd-Interaktion. Finch lieferte ein Set, das mit Humor, Haltung und Hip-Hop-Appeal glänzte – genau die richtige Kombination für festivalhungrige Musikfans, die mehr wollen als nur Mainstage-Groove.

K.I.Z

K.I.Z brachten als Headliner zum wiederholten Male beim Deichbrand, dieses Mal auf der Fire Stage, ihre furiose Mischung aus provokantem Deutschrap, bissigem Humor und gnadenloser Showpower an den Mann und die Frau – so durchgeknallt wie politische Satire in Fleisch und Blut. Mit spitzzüngigen Texten über Gesellschaft, Konsum und Kulturclash bewiesen die Tarek, Nico und Maxim (dank gebrochenem Bein dieses Mal im Rollstuhl), warum sie seit Jahren zu den relevantesten Acts im deutschen Rapzirkus zählen, Chart-Erfolge und Gold-Status inklusive. Ihre Live-Performance war überdreht, energiegeladen und absolut mitreißend – inklusive korrupten Krawatten, Schuluniform-Ästhetik und publikumsrelevanter Provokation. Zwischen Moshpit-Attacken und ironischen Ansagen holten sie das Publikum ab, warfen sich ins Getümmel und entwickelten ein Festivalfeeling, das man so schnell nicht vergisst. K.I.Z haben aufgezeigt, dass Rap mehr sein kann als Beats – nämlich Kunst, Eskapismus und Gesellschaftsanalyse in einem; Festivallevel: Maximum!

Höhenfeuerwerk zum 20. Festival-Geburtstag

Zwischen den beiden Slots hatte sich das Deichbrand Festival dann noch eine besondere Überraschung überlegt, die in der Umbau-Phase zur Show von SKi Aggu und zur Water Stage rüber gezündet wurde. Anlässlich des 20. Festival-Geburtstages vom Deichbrand gab es ein großartig inszeniertes Feuerwerk und eine Lasershow, die das ganze Infield begeisterte, aber auch noch weit über die Campingplätze hinweg – sicher bis an die Nordsee – noch sehr schön anzusehen war. Vor allem gab es aber einen schönen, bildreichen Rückblick aller Deichbrand-Jahre dazu auf den Monitoren sowie eine Bekanntgabe des neuen Termins (16. bis 19. Juli 2026) sowie die ersten vier Acts mit Rise Against, SDP, Beatsteaks und Sido.

Ski Aggu

Ski Aggu hat in der Samstagnacht auf der Water Stage zum Tagesabschluss noch einmal alles abgerissen – laut, wild und mit der Energie eines Berliner U-Bahn-Raves um 1 Uhr früh. Mit Hits wie „Friesenjung“ oder „Party Sahne“ brachte er die Crowd zum kollektiven Ausflippen, als wäre Moshpit Pflichtprogramm. Seine Musik mixte humorvolle Texte, dicke Bässe und diese unverkennbare Sonnenbrille-Attitüde zu einem Sound, der nicht nachdenken, sondern eskalieren wollte. Live war das keine Show, das war ein Abrisskommando mit Ansage – inklusive Flammen und einer Crowd, die sich in den Bass geworfen hat. Wer da nüchtern geblieben ist, war entweder Security oder hatte die Kontrolle über sein Leben komplett verloren.