Sonntag, 20. Juli 2025 – Tag vier beim Deichbrand Festival und die letzten Dosenbier-Reserven kämpfen gegen den Sonnenstich: Willkommen am Nordseestrand des Wahnsinns. Das Wetter? Nach anfänglich heftigem Regenschauer am Morgen folgte postkartenblauer Himmel und Super-Sonne den ganzen Tag, allerdings mit einer leichten Brise Festivalstaub und weiterhin Sonnenbrandgefahr inklusive – aber niemand klagte, denn die Stimmung war grenzenlos entspannt und tanzbereit – kein Wunder da Acts wie Culcha Candela das Infield am Mittag eröffneten, es folgten Faber, La Dispute, Roy Bianco & Die Abrunzati Boys, Conny, CCOSMO, Leony, BHZ, Dani Lia, DeathbyRomy auf dem Programm standen.
Nach drei Tagen voller Moshpits, Mitsingmomenten und entspannten Morgenstunden hat das Deichbrand wieder bewiesen, warum es mehr ist als nur ein Musikfestival: Es ist ein familiärer Ausnahmezustand mit Herz, Bier und Haltung. Und während andere sich sonntags lieber in ihre Laken wickeln, wurde hier auf dem Infield von früh bis spät weiter eskaliert – mit Musik, Menschlichkeit und dieser ganz eigenen Mischung aus Chaos und kollektiver Euphorie.
Culcha Candela
Culcha Candela brachte beim Frühsport Special auf der Water Stage ordentlich Bewegung auf das noch leicht verschlafene Festivalgelände – pünktlich um 12:00 ging’s los mit ihren unwiderstehlich tanzbaren Beats aus Reggae, Dancehall und Hip‑Hop. Und es war proppenvoll. Die Berliner Multikulti-Crew legte mit Hits wie „Monsta“ und „Hamma!“ eine energiegeladene Performance hin, die direkt ins Blut überging – keine wohlig-müde Frühaufsteher‑Show, sondern echtes Zelt‑Krisenmanagement in Feierlaune. Mit über 3,4 Millionen verkauften Tonträgern und Platin‑ und Gold‑Awards für Alben wie Schöne neue Welt und Singles wie „Monsta“ haben sie ihre Live‑Qualitäten längst bewiesen. Auf der Bühne wurde ein mitreißendes Sound‑Mosaik aus Sprachen (Deutsch, Englisch, Spanisch, Patois) und Stilen präsentiert – Chino, Don Cali, Itchyban & Co. animierten zur Mitsingorgie und ließen keinen Beat stillstehen. Wer glaubt, Früh‑Sport ließe sich nur mit Yoga starten, war nie bei Culcha Candela – diese Show war ein Power‑Kick mit Festival‑Herz und Ohrwurm‑Faktor.
Monsters of Liedermaching
Es schien, als bräuchte das Publikum nn erstmal eine kurze Pause, leider verließen viele das Gelände oder chillten in schattigen Plätzchen. Trotzdem sorgten Monsters of Liedermaching vor und auf der Water Stage für gute Laune und vor allem, ihren handgemachten Punkfolk-Powerpop. Mit satirischen Texten, Akkordeon, Gitarre und dem typischen Augenzwinkern zelebrierten sie deutschsprachige Liedermacherei – witzig, scharfzüngig und total herzlich. Songs über Alltagstrümmer und Weltpolitik wurden lauthals mitgegröhlt und bewiesen: Hier geht es um Authentizität, Haltung und Gemeinschaft. Wer auf cleveren, handgemachten Sound abfährt, traf hier mitten ins Herz – und verließ die Bühne mit Ohrwurm und breitem Grinsen.
Heisskalt
Heisskalt lieferten am Sonntag auf der Water Stage ein emotionales Gewitter, das zwischen brachialer Energie und zarter Melancholie pendelte – perfekt für alle, die Gitarren lieber laut und Texte lieber ehrlich mögen. Mit ihrem ganz eigenen Mix aus Post-Hardcore, Indie und deutschsprachigem Tiefgang zeigte die Band, warum sie trotz Pause und Comeback nie ganz aus den Herzen ihrer Fans verschwunden ist. Songs wie „Euphorie“ oder „Identität“ trafen live mit voller Wucht – roh, direkt und ohne Schnörkel. Heisskalt glänzten nicht durch große Effekte, sondern durch Präsenz, Präzision und diesen intensiven Draht zum Publikum, der jedes Konzert wie eine gemeinsame Katharsis wirken lässt. Eine Show, die nicht einfach nur laut war – sondern emotional aufgeladen, mitreißend und definitiv eines der stillen Highlights des Sonntags.
Millencolin
Millencolin fegten über die Fire Stage mit ihrem gewohnt melodischen Skatepunk vom Feinsten – schnell, eingängig und frisch wie direkt aus der Garage. Die schwedischen Punkveteranen bewiesen stilsicher, warum sie seit den 90ern Kultstatus haben, mit Hymnen wie „No Cigar“ und „Fox“, die auch bei anderen Generationen lautstark mitgesungen wurden. Ihr energiegeladenes Set wirkte sympathisch ungekünstelt: kein übertriebener Bühnenkrimskrams, sondern konzentrierte Musikpower mit dazugehöriger Bühnendynamik. Dank druckvollem Sound und tightem Zusammenspiel zog die Band ein kompromissloses Tempo durch, das Moshs, Circle Pits und laute „Hey-ho“-Chöre garantierte. Millencolin zeigten beim Deichbrand, dass sie nichts von ihrem Drive verloren haben – ein mitreißendes Punkrock-Set, das Band- und Festivalliebe zugleich feierte.
Roy Bianco bei Haribo
Am Sonntagnachmittag wurde der Haribo-Stand beim Deichbrand zur heimlichen Italo-Schlager-Oase – dank Roy Bianco den Abrunzati Boys, die dort ein charmantes Stelldichein samt Autogrammstunde gaben. In bester Laune und mit sonnenbrillengeschütztem Schmelz posierten die Bandmitglieder, verteilten Signaturen, Selfies und – stilecht – Pico-Balla-Weingummis aus ihrer offiziellen Haribo-Kooperation. Der Andrang war groß, die Stimmung ausgelassen, als würde man am Gardasee eine Goldene Schallplatte feiern. Roy & Co. zeigten sich nahbar, gut gelaunt und mindestens so süß wie die Gummis, die sie es als Give Aways gab. Wer dabei war, bekam nicht nur Autogramme, sondern auch ein Lächeln und ein bisschen dolce vita für den Festivalalltag.
Fotos werden nach Freigabe des Managements veröffentlicht.
Zsa Zsa
Am Sonntagnachmittag verwandelte Zsá Zsá den Bereich vor der Water Stage in eine sinnliche Wohlfühloase. Zwischen souligen Vibes, verspieltem Indiepop und lässiger Attitüde zeigte die Musikerin und Schauspielerin, warum sie als eine der spannendsten neuen Stimmen der deutschen Szene gilt. Mit Songs wie „Dramaqueen“, „Ich seh dich“ und „Solar Baby“ traf sie genau den Sweet Spot zwischen Leichtigkeit und Tiefgang. Ihre Bühnenpräsenz war charmant, selbstironisch, sexy und nahbar – ein Act zum Verlieben, Tanzen und Mitfühlen. Wer dachte, der Festivalsonntag sei zum Runterkommen da, wurde hier emotional abgeholt und musikalisch wachgeküsst.
Leoniden
Leoniden rockten am Sonntagnachmittag die Fire Stage beim Deichbrand mit ihrem charakteristischen Indie-Pop-Punk-Mix – laut, poppig und mit unwiderstehlicher Mitsingqualität. Die Kieler Band bewies mit einem Set aus Ohrwürmern wie „Kids & Heroes“ und neuem Material, warum sie sowohl Festivalbühnen als auch Social-Media-Timelines regelmäßig erobern. Live überzeugten sie mit energiegeladenem Stage-Diving, Songs, die mitten in der Crowd gespielt wurden und richtig gut ankamen, agiler Bühnenperformance (vor allem wenn Gitarrist Lennart seine Gitarren hoch wirft, sich mit den Kabeln, dem Mikrofon oder anderen Geräten verwickelt und wild umherwirbelt) und dieser speziellen Leichtigkeit, die auch komplexe Songs zum kollektiven Sommererlebnis macht. Ihr Erfolg zeigt sich in Millionen Streams, ausverkauften Tourneen und begeisterten Fans, die auch spontan mit Choreos glänzten. Leoniden lieferten einen überzeugenden Beweis dafür, dass eingängiger Indie-Sound mit Herz und vertrackter Würze auch auf der großen Bühne funktioniert – kurzum: feelgood fürs Festivalherz.
Faber
Faber zauberte auf der Water Stage ein poetisches Konzert, das wie ein literarisches Roadmovie in Songform wirkte – rau, charmant und zutiefst persönlich. Mit seiner charakteristischen Mischung aus Deutschrock, Singer-Songwriter-Charme und scharfzüngiger Poesie bewies er, warum seine Alben bereits mehrfach Gold-Status erreichten und ihn zur Stimme einer Generation machten. Live packte ihn und die Crowd gleichermaßen: zwischen melancholisch-melodiösen Zeilen und charismatischen Ansagen entstanden intime Festivalmomente, die nachhallen. Seine Bühnenpräsenz war dabei keine Attitüde, sondern ein echtes Lebensgefühl – authentisch, selbstreflektiert und mit einem Augenzwinkern. Fazit: Faber zeigte beim Deichbrand, dass Musik auch tief sein darf, ohne die Leichtigkeit zu verlieren – ein herzerfrischendes Gegenprogramm zu Mainstage-Krach.
Roy Bianco & die Abbrunzati Boys
Ausnahmezustand vor der Fire Stage und rundherum. So leer es zweitweise heute dann doch vor den Bühnen war, leider – so voll wurde es zum Sweet Spot von Roy Bianco und seinen Abrunzati Boys. Denn die lieferten ein spritziges Italo-Swing-Spektakel, das sofort gute Laune verbreitete und die Festivalmeute zum Tanzen brachte. Zu sehen waren jede Menge bunte Schilder in der Luft und Schlagerstrudel in der Menge (Moshpits). Die Band mixte elegante Klarinettengesänge und groovende Rhythmen zu einem nostalgischen wie zugleich erfrischend modernen Sound – wie ein Aperol Spritz in Musikform. Mit viralen Hits in Social Media und ausverkauften Touren haben sie sich eine treue Fangemeinde erarbeitet, die ausgelassen mitklatschte und textsicher jede Strophe intonierte. Live beeindruckte das Ensemble durch Dankbarkeit, Charme und viel Spielfreude, präzise Musikalität und eine perfekte Portion Unterhaltung, die nicht nach Bühnenklischee klang. Wer dachte, Italo-Schlager sei altbacken, wurde hier überzeugt: Roy Bianco & die Abrunzati Boys begeisterten richtig.
BHZ
Bhz brachten am Sonntagabend auf der Water Stage eine kompromisslose Mischung aus Straßenrap, rauem Wortwitz und tiefem Berlin-Feel – direkt, ungeschliffen und mit jeder Menge Attitüde. Die Crew, bekannt aus Social Media-Hype und Supportshows großer Deutschrap-Acts, zeigte, warum sie mit ihren markanten Flows und cleveren Reimeinlagen in kurzer Zeit zu einer Stimme der Szene geworden ist. Songs wie „Villa Angst“ und neue Tracks mit roughen Charaktern ließen die Crowd mitsingen, moshen und jedes Wort im Takt spüren. Live war das Set intensiver, als es jede Spotify-Playlist vermitteln könnte: authentisch, energetisch und mit einem Hauch Underground-Rebellion. Bhz lieferten ein teils sehr emotionales Festival-Highlight – immer in Gedanken an den 2024 verstorbenen Bandkollegen Pablo – ansonsten waren Bhz aber auch wild, witzig und voll im Jetzt, perfekt für alle Fans von ehrlichem Deutschrap ohne Filter.
Leony
Leony verwandelte am Sonntagabend das Palastzelt beim Deichbrand Festival 2025 in ein Pop-Highlight voller Gefühl, Energie und Glitzer-Momente. Mit ihrer kraftvollen Stimme, einer perfekt einstudierten Choreo und Tracks wie Remedy, Faded Love und Somewhere in Between bewies sie, warum sie längst zu den größten deutschen Pop-Hoffnungen zählt. Ihre Musik vereint clubtaugliche Beats mit emotionaler Tiefe – modern, eingängig und voller Empowerment. Zwischen sinnlichen Balladen und tanzbaren Hymnen strahlte Leony eine ansteckende Leichtigkeit aus, die das Publikum restlos mitriss. Wer Popmusik liebt und auf starke Bühnenpräsenz steht, hat hier definitiv einen Festival-Moment der Extraklasse erlebt.
Macklemore
Macklemore lieferte am Sonntagabend auf der Fire Stage beim Deichbrand Festival 2025 eine energetische, mitreißende Headliner-Show, die musikalisch kaum Wünsche offenließ. Mit Hits wie Thrift Shop, Can’t Hold Us und Glorious brachte er die Menge zum Beben und verwandelte den Festivalabschluss in ein euphorisches Spektakel voller Message, Bewegung und Bühnenpower. Seine Musik lebt von eingängigen Hooks, sozialem Engagement und der Fähigkeit, große Emotionen mit einem Augenzwinkern zu servieren – genau das lieferte er live eindrucksvoll ab.
Allerdings fiel Macklemores Auftritt auch durch eine politisch aufgeladene Passage auf, in der er Aussagen über die aktuelle Nahost-Situation machte, die von vielen als antisemitisch wahrgenommen wurden – insbesondere wegen der gewählten Sprache und Symbolik. Diese Aussagen entsprechen ausdrücklich nicht der Haltung dieser Redaktion, sollen an dieser Stelle aber im Sinne der journalistischen Neutralität erwähnt werden. Der Abend bleibt somit zweigeteilt in Erinnerung: eine spektakuläre musikalische Show – mit bitterem Beigeschmack.









































































































































































