Lieber wieder auf die Hauptbühne zu Jennifer Rostock. Neben dem Soutside Festival und dem Taubertal Festival eine Woche zuvor ist es heute das dritte mal in disem Jahr, dass ich die mittlerweile in Berlin ansässige Rock-Band fotografieren darf. Auf gut Deutsch: sie nehmen dieses Jahr wirklich jedes Festival mit. Und das mit recht! Trotz der bald 10-jährigen Bandgeschichte hat Jennifer Weist nicht mal ein bisschen ihrer Ausstrahlung und provokanten Art verloren. Sie bringt die eh schon heiße Atmosphäre zum Kochen! Es wird gepogt, es wird geschwitzt. Die Frage nach einem Feuerzeug beim Song „Feuer“ kann sie sich sparen. Die Crowd brennt lichterloh für sie!
Chiemsee Summer 2017 – Jennifer Rostock
Gegen Abend wird es ein bisschen kühler und die offizielle Prognose über die Chiemsee Summer-App sagt, dass der Auftritt von the Offspring trocken über die Bühne gehen wird. Recht hat sie, aber dazu gleich mehr. 1984 gegründet kann man die vier Kalifornier fasst schon zum alten Eisen zählen. Nicht, weil sie alt und grau geworden sind, sondern weil sie sich nunmehr seit 33 Jahren bewährt haben. Das muss man auch erst einmal als Punk-Band schaffen. Die Fans zollen ihnen gebührenden Respekt, der Platz vor der Hauptbühne ist exzellent besucht. Neben Songs des aktuellen Albums wird sich quer durch die Diskografie gespielt. Selbst „Pretty Fly“ wird gespielt und natürlich „Self Esteem“. Das „Self Esteem“ aber zeitgleich der letzte Song sein wird, war nicht bedacht.
Chiemsee Summer 2017 – The Offspring
Und nun ist es da. Das Gewitter zeigt sich in seinem vollen Ausmaß. Schon die ganze Zeit waren Wetterleuchten während des Auftritts von The Offspring zu sehen. Schon ungefähr eine halbe Stunde vorher meinte ein Münchner Kollege, dass dort bereits die Welt untergehen würde. Hoffentlich bleibt der Chiemsee Summer weitestgehend verschont. Ich wollte doch die ganze Zeit meinen Regen, aber doch nicht so. Regen gab es auch tatsächlich noch nicht, als die Evakuierung eingeleitet wurde. Im Pressezelt waren wir, Gott sei Dank, alle schon entsprechend vorbereitet. Die wenigsten mussten noch hektisch zusammenpacken.
Was das Infield plötzlich überkommt ist schwer in Worte zu fassen… Es war die letzten Tage sehr heiß und der Boden ist infolgedessen sehr trocken. Dass der aufkommende Wind jede Menge Staub aufwirbelt ist klar. In dieser Form hab ich das selbst aber noch nicht erlebt. Wie eine riesige Welle gleitet die Staubwolke über den Bauzaun, der das Infield vom Backstage-Bereich trennt. Die ersten Sachen fliegen schon durch die Gegend. Was es genau war? Ich kann es nicht sagen, die Sicht war viel zu gering. Mein Kollege Matthias Kimpel und ich wussten Bescheid: jetzt kämpft jeder für sich, wir treffen uns hoffentlich heil am Auto wieder. Ein paar Schritte gegangen und die Staubwelle hat sich zu einer undurchsichtigen Wand entwickelt. Die Sicht hat sich auf einen gefühlten Meter reduziert. Überall waren Menschen, überall waren Stimmen. Wo ist der Ausgang? Folge ich der Masse oder bahne ich mir meinen eigenen Weg? Wie bereits beim Southside Festival im letzten Jahr hab ich mich für die zweite Option entschlossen. Es geht so deutlich schneller stelle ich fest. Ich muss nicht einmal jemanden aus dem Weg stoßen um durchzukommen.
Schemenhaft nehme ich die Umrisse einer menschlichen Gestalt war, die mitten in der Menge steht und nicht mehr weiterläuft. Ich habe sie nicht gefragt, sondern einfach an der Hand genommen und mit nach draußen genommen. Das ist zu gefährlich, stehen zu bleiben, wenn um dich herum die Fetzen fliegen, 20.000 Menschen in Bewegung sind und man nichts sieht. Das Infield erst einmal verlassen erzählt sie mir, dass sie ihre Freunde verloren hat. „Du weißt aber wo euer Auto steht“, frage ich, was sie bejaht. „Dann lauf dorthin, ihr findet euch dort wieder! Versprochen“. Sie gehorcht und ich bahne mir wieder meinen Weg zu meinem Auto. Aufschließen, Tür gegen den Wind drücken, um sie überhaupt zu öffnen, hineinsetzen, Warnblinker anmachen, falls noch jemand Unterschlupf braucht. Wo ist Matthias? Im selben Moment reißt er die Beifahrertür auf. Es stürmt und regnet in Strömen. Camp FM ist auch tot. Das geht heute nicht mehr weiter ist mein erster Gedanke. Zwei mit der Situation völlig überforderte Mädels kämpfen sich an unser Auto und steigen komplett durchweicht und völlig aufgelöst ein. In so einer Situation muss man Optimismus versprühen. Das hat gut geklappt. Wir haben die Mädels mit trockenen Pullovern und Strom für ihre Smartphones versorgt. Eine von ihnen bekommt später per App durchgepusht, dass es heute nicht mehr weitergeht. Der Auftritt von Casper fällt aus und auch Frittenbude wird nicht spielen. Casper… den hab ich ganz vergessen. Heute Mittag war ich noch total geflasht, weil ich seinen Soundcheck miterleben durfte und nun denke ich nicht mehr an ihn.
Die Meldung geht durch, dass es draußen wieder sicher wäre und die Campingplätze wieder geöffnet sind. Die Mädels verabschieden sich und suchen nach ihren Freunden und auch wir setzen uns in Bewegung um im Camp unserer Regensburger Bekanntschaften nach dem Rechten zu sehen. Keiner da, das Camp komplett zerstört. Der Weg dort hin war wie über ein Schlachtfeld zu laufen. Aufgelöste Menschen liegen den Securities in den Armen, in Rettungsdecken gehüllt, andere sitzen bei den Sanis, um sich checken zu lassen. Auch ohne die Schäden am Gelände: das hätte so heute nicht weiter gehen können. Matthias und ich machen uns auf den Weg in unser Hotel. Dort angekommen erfahren wir über Facebook von den Regensburgern, dass es ihnen gut geht. Gott sei dank! Und auch den anderen Kollegen geht es gut.
Schon spät Nacht dann das endgültige Update: Der Chiemsee Summer 2017 wird nicht fortgesetzt… die Schäden am Gelände sind zu groß…
Hier geht’s lang zum Mittwoch + Donnerstag beim Highfield Festival 2017!
Wir benötigen deine Zustimmung, bevor du unsere Website weiter besuchen kannst. Wenn du unter 16 Jahre alt sind und deine Zustimmung zu freiwilligen Diensten geben möchten, musst du deine Erziehungsberechtigten um Erlaubnis bitten. Wir verwenden Cookies und andere Technologien auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und deine Erfahrung zu verbessern. Personenbezogene Daten können verarbeitet werden (z. B. IP-Adressen), z. B. für personalisierte Anzeigen und Inhalte oder Anzeigen- und Inhaltsmessung. Weitere Informationen über die Verwendung Ihrer Daten findest du in unserer Datenschutzerklärung. Du kannst deine Auswahl jederzeit unter Einstellungen widerrufen oder anpassen.
Nur essenzielle Cookies akzeptieren
Wenn du unter 16 Jahre alt sind und deine Zustimmung zu freiwilligen Diensten geben möchten, musst du deine Erziehungsberechtigten um Erlaubnis bitten. Wir verwenden Cookies und andere Technologien auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und deine Erfahrung zu verbessern. Personenbezogene Daten können verarbeitet werden (z. B. IP-Adressen), z. B. für personalisierte Anzeigen und Inhalte oder Anzeigen- und Inhaltsmessung. Weitere Informationen über die Verwendung Ihrer Daten findest du in unserer Datenschutzerklärung. Hier findest du eine Übersicht über alle verwendeten Cookies. Du kannst deine Einwilligung zu ganzen Kategorien geben oder dir weitere Informationen anzeigen lassen und so nur bestimmte Cookies auswählen.