ANTIfest in Wiesbaden – Anti-Flag‘s Antwort auf Trump


(Bild: stagr / Nataliya Kostova)

Von der Location, dem Schlachthof in Wiesbaden, bis zu den acht Bands, die am 28.10. live gespielt haben. Vom lieben, aber aufgeweckten Publikum bis zur umgedrehten amerikanischen Flagge hinter den Jungs von Anti-Flag. Alles schrie dieselbe Message – wir sind gegen Rassismus und Verbreiten von Hass. Zum zweiten Mal in diesem Monat fand das Festival in dieser Form dank der Band Anti-Flag statt, die das Ganze gleich zweimal an einem Wochenende auf die Bühne… ähh Beine gestellt hat (das Zwillingsfestival wurde zwei Tage davor in Haarlem in den Niederlanden veranstaltet).

Am ANTIfest 2018 haben sich Bands aus aller Welt beteiligt, die dieselben moralischen Werte teilen. Auf der Main-Stage in der großen Halle sind Reel Big Fish, Less than Jake, Silverstein und Anti-Flag aufgetreten. Wer auf eine eher intimere Atmosphäre steht, konnte sich ins Kesselhaus zurückziehen und die Bands Tusky, Worriers, Eskalation und Cancer Bats ganz nah erleben. Der Spielplan war gestaffelt aufgebaut, sodass das Publikum alle Bands nacheinander genießen konnte.

Kesselhaus-Stage

Tusky

Die Nachbarn aus den Niederlanden waren als erste dran. Sie hatten die schwierige Aufgabe, das Publikum aufzuwärmen. Mit frischen Punk-Beats und viel Power ist denen dies gut gelungen und sie kamen sehr gut an.

Worriers

Die New Yorkers Worriers haben nach Tusky übernommen. Ihr melodischer Punk und ihre aussagekräftige Songtexte hinterlassen einen starken Eindruck und viele offene Frage über Gleichberechtigung.

ESKALATION

Die einzige deutsche Band auf diesem Fest stammte aus Nürnberg und hat die einheimische Alternativeszene gut vertreten. Gute Songtexte auf Deutsch sind Seltenheit und kombiniert mit rhythmischen Ska-Beats haben sie das Event vervollständigt. Die Franken stahlen positive Energie und Akzeptanz aus.

Cancer Bats

Die Kanadier von Cancer Bats sind eine Handvoll energische Jungs, die das Publikum vom ersten Ton an im Bann hatten. Die ersten Reihen singen ins Mikrofon vom Frontsänger. Der ganze Club, rappelvoll, tanzt im Pogo ohne Aufforderung, dabei wird kaum jemand gedrängt oder eingeengt.

Main-Stage

Reel Big Fish

Eine weitere Ska-Band, diesmal aus Amerika. Trompeten, Saxophone und Posaunen, alles dabei. Vor allem gute Laune.

Less than Jake

Bei der amerikanischen Band Less than Jake gibt es Saxophone und Posaunen auf der Bühne, sogar eine Pistole geladen mit Toilettenpapier, die in Richtung Publikum „geschossen“ wird.

Silverstein

Die Kanadier aus Silverstein bringen das ganze Publikum in Bewegung. Die Zuschauer bekommen langsam einen Anti-Flag-Vorgeschmack und sogar die Schlafmützen tanzen los.

Anti-Flag

Das Beste kommt zum Schluss. Dass alle Anti-Flag erwartet haben, zeigte sich als der Saal schon eine halbe Stunde vor dem Gig sich lückenvoll gefüllt hat. Jeder kennt deren Namen und vielleicht sind auch die meisten wegen ihnen hergekommen. Und trotzdem sind sie so bodenständig. Der Sänger Justin Sane verbringt mehr Zeit unter Fans als im Backstage-Bereich. Er nimmt sich die Zeit für alle, die ihn erkennen und begrüßen. Der Bassist Chris Barker ist energievoll wie immer und macht seine typische Bodengymnastik während des Gitarrensolos. Sie spielen neue Songs aus dem letzten Album, aber auch Klassiker wie „Die for your goverment“ aus dem ersten Studioalbum (1996). Anti-Flag‘s Schrei nach Gerechtigkeit und Frieden ist in Zeiten von Trump‘s Präsidentschaft besonders laut und spiegelt sich in jedem Song aus der neusten Platte „American Fall“ wieder.

Ein empfehlenswertes Fest mit aussagekräftiger Music und liebstem Publikum. So lieb, dass fast jeder Pfandbecher bei „Viva con Aqua“ als Spende abgegeben wird.