Gleich zwei Festivals fanden auch in diesem Jahr wieder innerhalb einer Woche in Ferropolis bei Gräfenhainichen statt. Damit hatten die Veranstalter gleich zwei runde Jubiläums-Veranstaltungen in der Stadt aus Eisen zu organisieren. 20 Jahre wurde das beliebte Hip-Hop-Open-Air splash! Festival 2017 am Wochenende des 7. – 9. Juli alt, nun folgte am Wochenende darauf vom 14. – 16. Juli das Melt Festival 2017 mit seinem 20. Geburtstag. Das Wetter war allerdings nicht durchgehend in Feierlaune. Der Sommer in diesem Jahr bescherte bisher bereits vielerorts Regen und Gewitter, einige Sommerfestivals mussten daher schon unterbrochen werden oder versanken im Matsch. Das Melt Festival 2017 hatte da mehr Glück, wobei Nieselregen gerade zu Beginn an noch etas auf die Stimmung drückte. Ausgelassen und euphorisch wurde es aber trotzdem.
Sieben Festivalbühnen hielten drei Tage lang von Freitag bis Sonntag ein buntes Programm aus nationalen, aber vor allem auch internationalen Größen bereit. Die Antwoord, M.I.A., Phoenix, The Kills, Bilderbuch, Fatboy Slim und natürlich auch noch viele aufstrebende Acts. Mit einer Warm-Up-Party am Donnerstag Abend startet die Jubiläumsfete auf dem Sleepless Floor. Der britische Musiker und DJ Norman Cook aka Fatboy Slim ließ ganze 4 Stunden lang seine fetten, tanzbaren Beats aus den Boxen erklingen.
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Melt Festival 2017 – Freitag
Offiziell eröffnet wurde das Festivalgelände mit der Industriekulisse gelegen am idyllischen Gremminer See am Freitag mittag. Internationalität war das Motto des ersten Festivaltages. Die Newcomer-Band Von Wegen Lisbeth hatte einen Nachmittags-Slot ergattert. Das Berliner Quintett ist derzeit aus dem Radio gar nicht mehr wegzudenken und so rockten die Indie-Popper vor einer Menge Fans.
Rapperin M.I.A., bekannt für ihre grellen und extravaganten Looks, wurde an diesem Abend als Hauptact gehandelt. Ihr Grime-Rap gepaart mit dem Sound diverser Electro- & Dances-Mixes sorgte für beschwingte Begeisterung. Die Show hat einen aber leider auch nicht wirklich aus den Socken gehauen. Doch immerhin war es M.I.A.s einzige Liveshow in diesem Jahr in Deutschland. Als echtes Festival-Highlight entpuppte sich auch der Auftritt von Kamasi Washington, der emotionalen Jazz mit Saxophon und seiner eindringlichen Stimme spielte. Es war zeit für feuchte Augen. Britin Kate Tempest ist mehr bekannt für ihr lyrischen Ergüsse als Autorin, bewies auf der Bühne aber ziemlich gut, was für eine Wucht gesprochene Worte unterlegt mit gutem Sound erzeugen können. Erst spät ging es für Richie Hawtin auf die Stage, schon wieder Regen und so zog es einige Besucher wohl schon ins Zelt. Wer blieb wurde belohnt, mit seiner neuen Live-Show „Close“ konnte der populäre DJ und Techno-Produzent wirklich überzeugen.
Melt Festival 2017 – Samstag
Mit bestem Sommerwetter wartete dann endlich der zweite Festivaltag auf. Am Nachmittag füllte sich das Ferropolis-Gelände nur gemächlich, viele Besucher genossen lieber die Sonne, chillten am See, grillten mit Freunden – eben das, was neben der Musik für viele den Hauptgrund ist, zum Festival zu fahren. Der britische Sänger und Stimmwunder Sampha entfachte mit seinen Soul- und R’n’B-Songs kuschelige Pärchenmomente. Der warme Klang seiner Stimme legte sich wie Balsam auf alle Seelen. Langsam kommt der Samstag in Fahrt. Das Melt 2017 stand auch wieder unter der Flagge experimenteller Sounds, wie z. B. von der US-Rockband Warpaint. Energiebündel Jenny Lee Lindberg präsentiert sich als absolutes Energiebündel und steckt Männer und Frauen gleichermaßen an, sich zu bewegen.
Für zuverlässige Ekstase sorgen wo auch immer sie auftauchen: Bilderbuch. Das österreichische Trio kann man nur schwer beschreiben: Lässigkeit, Melancholie, hintergründiger Humor und lustiger Schwachsinn. Maurice und Co. bringen ordentlich Sexappeal mit, aber auch hier gibt es noch kein wirkliches Durchdrehen der Menge. Irgendwie gibt sich die Menge weiterhin verhalten. Samt Live-Band legte sich dann auch Bonobo richtig ins Zeug. Der englische Produzent und DJ ist bekannt für seinen Mix verschiedenster Instrumente, die er alle in sein Downtempo vereint. Endlich macht sich eine wahrhaftige Glückseeligkeit auf den Gesichtern der Besuchern breit. Die wilde Party ging aber dann erst richtig los, im Schutze der Dunkelheit zogen Sleepless Floor und Sisyphos Stage dort die ganze Nacht lang mit elektronischen Beats die tanzwütigen an.
Melt Festival 2017 – Sonntag
Wer lieber Bands statt DJs beim diesjährigen Melt sehen wollte, für den war der Sonntag der beste Tag. Die Rock-Minimalisten Allison Moshart und Jamie Hince alias The Kills konnten auf eine mittlerweile fast zehn Jahre anhaltende Karriere und vier Alben zurückblicken. Mit „Ash & Ice“ ist die Band nun mit ihrem wohl bisher besten Album ihrer Zusammenarbeit beim Melt und begeistert die Fans. Zu lange war es still um Soulwax und dass, wo die belgischen Brüder mit ihrer Rockband mega coole Liveshows spielen. Aber zum Glück sind sie nun hier. Stephen und David Dewaele mit Band rocken gehörig über die Bühne und lassen die Beine zappeln mit ihren elektro-statischen Sound-Elementen.
Mit Phoenix ging dann endlich eine Band auf die Bühne, die schon vor 10 Jahren beim Melt die Laune und Gemüter angeheizt haben. Nicht umsonst gehört das Quartett zu den besten Künstlern Frankreichs. Ihr Indie-Rock ist legendär! Frontmann Thomas Mars ließ sich in der Zugabe dann sogar vom Publikum tragen. Zum Ende hin wurde es aber nochmal hochexplosiv, denn die mega Headliner des diesjährigen Melt Die Antwoord standen in den Startlöchern. Irgendwo zwischen Electro, Rap, White-Trash-Attitüde und Kunst siedeln sich die Südafrikaner Ninja und Yo-Landi an und die zwei sind ganz klar extravagant und schräg, genau wie ihre Liveshows. Da wurde wirklich jeder mitgerissen. Mit viel Ironie, viel Haut, bunten Farben und wilden Gesten schaffen es die zwei Freaks, ein gebührendes Ende für den 20. Geburtstag des Melt Festivals einzuläuten. Und da Vorfreude bekanntlich die schönste Freude ist, blicken wir bereits jetzt gespannt gen Sommer 2018, wenn es vom 13. bis 15. Juli in Ferropolis in die 21. Runde geht.