20.000 Besucher genießen endlich wieder Open Flair 2022: Mittwoch bis Freitag


Am Wochenende des 10. bis 14. August 2022 startet endlich wieder das beliebte Open Flair Festival.

Endlich wieder Open Flair! Das dachten sich vermutlich, und auch glücklicherweise, viele Fans dieses wunderbaren Festivals mitten im hessischen Eschwege und so konnten die Veranstalter kurz vorher sogar “ausverkauft” melden. Fünf Tage lang verwandelten Musikbegeisterte aus ganz Deutschland wieder das beschauliche Städtchen in eine große Festivalzone. Überall hörte man die Leute sagen, wie sehr sie sich freuen, wieder zurück zu sein: viele kommen seit Jahren oder sogar Jahrzehnten hierher. Das Open Flair hat sich, trotz seiner Größe von rund 20.000 Besuchern, immer noch den Ruf bewahrt, irgendwie etwas ganz Besonderes, etwas Familiäres zu sein. Das kann ich so nur unterstreichen, zieht es mich – anfangs privat – auch seit gut 15 Jahren immer wieder am zweiten Augustwochenende nach Eschwege.

so war Der Mittwoch

Die Seebühne wurde am Mittwoch von den Decent Romantics eröffnet, einer jungen Band aus Kassel, die sich mitten im ersten Pandemie-Winter 2020 zusammengefunden hat. Im Gepäck hatten sie eigene Songs sowie ein Milliarden-Cover. Nach kurzer Umbaupause übernahmen Youth Okay die Bühne. Dieser Auftritt war etwas ganz Besonderes sowohl für die Band als auch ihre Fans: es sollte der letzte Festivalauftritt gewesen sein, da sie sich Ende des Jahres auflösen werden. Die Band hatte sich erst Ende 2018 aus Naked Superhero gegründet, welche 2018 noch auf der Freibühne beim Open Flair spielten. Der diesjährige Auftritt wurde von einem tanzenden und feiernden Publikum begeistert aufgenommen und auch ein Bad in der Menge von Sänger Daniel blieb nicht aus. Als die Musik aus war und die Band sich von ihren Fans verabschiedete, war deutlich zu spüren, dass dies kein einfacher Schritt ist. Wer möchte, kann die Musiker im Herbst/Winter auf ihrer Abschiedstour ein letztes Mal live sehen.

Erster großer Publikumsmagnet des Tages waren definitiv Die Orsons. Vom ersten bis zum letzten Ton waren die Fans am Tanzen, Mitsingen und Ausrasten. Die Rogers feiern in diesem Jahr ihr 10-jähriges Bühnenjubiläum. Vor 8 Jahren haben sie bereits zum ersten und bis dato letzten Mal auf dem Open Flair gespielt. Mittlerweile haben die Düsseldorfer Punkrocker vier Alben im Gepäck und so durfte dann auch ihr Hit “Mittelfinger für immer” nicht fehlen. Massendefekt, die es bereits seit über 20 Jahren gibt, haben schon einige Male auf dem Open Flair gespielt und so wunderte es nicht, dass die Stimmung entsprechend ausgelassen war.

so war Der donnerstag

Der Donnerstag startete direkt mit einem Auftritt von Chaosbay, der vermutlich härtesten Band des Tages. Sie hatten einige neue Songs, die sie hier zum ersten Mal live spielten. Das gefiel dem Publikum. Kontrastreich ging es mit dem nächsten Künstler weiter: Fatoni übernahm die Bühne und das Publikum rastete ab der ersten Minute aus. Zur Akustikversion von “Lassen Sie mich Künstler, ich bin durch” stand Fatoni nur mit seiner Gitarre auf der Bühne, bevor er dann wieder mit Vollgas loslegte und alle Mädels zum Circlepit aufforderte. Zum Auftritt von Boppin’ B war es nicht mehr ganz so voll, aber dennoch kam eine gute Stimmung auf. Die 5 Musiker aus Aschaffenburg sorgten für ausreichend Action auf der Bühne. Besonders Kontrabassist Didi Beck legte sich mächtig ins Zeug, das Publikum zu animieren: das Instrument wurde beklettert und durch die Luft geschwungen. Letztes Lied vor der Zugabe war “Tainted Love”. Als Zugabe spielten sie “Enjoy the Silence” von Depeche Mode.

Die Umbaupausen auf der Seebühne wurden mittlerweile von den Bazzookas aus den Niederlanden gefüllt, welche sich mit ihrem Bus auf dem Gelände platzierten und für ordentlich Stimmung sorgten. Die Musik ging definitiv in die Beine. Insgesamt viermal spielten sie an diesem Abend.

Leider blieben einige Corona-bedingten Programmänderungen nicht aus und so spielten The New Roses anstelle der ursprünglich geplanten Thundermother. Trotz der sehr kurzfristigen Bestätigung fanden sich etliche Fans vor der Bühne ein und genossen eine gute Portion handgemachten Rock. Im Anschluss daran spielten Clutch: eine Band, die auf der Bühne völlig ohne Schnörkel auskommt. So unscheinbar der Aufgang auf die Bühne war, so unscheinbar auch der Abgang. Aber dazwischen gaben sie Vollgas. Hier stand die Musik komplett im Vordergrund, ohne extra Showeinlagen. Das Publikum feierte die Band.

Ferdinand fka Left Boy zählt sicher zu den Phänomenen, die man nicht unbedingt verstehen muss. Fakt ist aber: der Ausnahmekünstler aus Österreich, der zuvor als Left Boy die Musiklandschaft aufgewirbelt hat, wusste, wie er das Open Flair-Publikum begeistern kann. Die wieder einmal fantastischen Security der Stageline Crew taten ihr Übriges und feuerten Federn und Konfetti ins Publikum.

so war Der freitag

Dritter Tag beim Open Flair und Halbzeit: das Hauptgelände am Werdchen mit Radio Bob!- und Freibühne wurde eröffnet. Erste Band auf der Hauptbühne zu sein, kann eine ganz schön große Herausforderung sein, aber Coperniquo meisterten sie. Etwas emotional wurde es, als sie einem verstorbenen Freund ein Lied widmeten. Ein musikalisch komplett anderer Programmpunkt wurde im E-Werk direkt neben dem Hauptgelände mit dem Auftritt der südafrikanischen Künstlerin Adelle Nqeto geboten. Gemeinsam mit ihrer dreiköpfigen Band (Schlagzeug, Saxophon und Cello) spielte die sympathische Sängerin, die aktuell in Berlin lebt, wunderbar tanzbare Musik.

Mit geballter Frauenpower ging es dann auch auf der Freibühne weiter. Deine Cousine sorgte von Anfang an für viel Bewegung im Publikum. Im September erscheint das neue Album, von dem sie den Song “stärker als du denkst” präsentierte. Milliarden spielten bereits letztes Jahr beim verkleinerten Insel Flair. Dieses Jahr war es dann wieder die große Bühne.

Kurzer Wechsel zur Seebühne: hier spielten die noch sehr jungen Musiker von One Tape. Neben eigenen Songs spielten sie auch einige Coverversionen, wie beispielsweise “Hallo” von den wunderbaren Heißkalt oder auch “meine kleine Schwester macht Randale in der Stadt” von Kraftklub. Das Publikum, welches sich leider noch nicht so zahlreich an der Seebühne eingefunden hatte, feierte die junge Band dafür. Bei 100 Kilo Herz, der nächsten Band auf der Seebühne, füllte sich der Platz vor der Bühne, es wurden Bengalos angezündet. Neben eigenen Songs überzeugten auch sie mit beispielsweise einem Cover von “Denkmal” (Original von Wir sind Helden).

Zurück am Hauptgelände spielte Nathan Gray, auch als Frontmann der US-amerikanische Post-Hardcore-Band Boysetsfire bekannt. Mit pinkem T-Shirt, Strümpfen und Mikro kokettierte er auf der Bühne, tanzte und sang. Zwischen den einzelnen Songs aus seinen drei bisher erschienenen Solo-Alben richtete er immer wieder sehr sympathische und auch liebens- und lebenswerte Worte an sein Publikum.

Ganze 12 Jahre musste das Open Flair auf eine Rückkehr der US-amerikanischen Band The Gaslight Anthem warten, welche einen ihrer wenigen Auftritte dieses Jahr in Eschwege absolvierte. Es war eine fantastische Show, voller Energie, Spielfreude und einem begeisterten Publikum. AnnenMayKantereit gehören mittlerweile zu den Größen der deutschen Musiklandschaft. Besonders die einzigartige Stimme von Sänger Henning May hat vermutlich zum Erfolg beigetragen. Zu ihrem Auftritt beim Open Flair holten sie sich Verstärkung auf die Bühne: neben Bassistin Sophie Chassée waren auch je 4 Streicher und 4 Bläser dabei. Während der gut anderthalbstündigen Show spielt die Band auch ein kurzes Set auf einem kleinen Podest im ersten Wellenbrecher.