So war das Rockharz Open Air 2018 am Samstag


Rockharz 2018 / Rockharz Open Air 2018
(Bild: stagr / Katja Borns)

Der Tag beginnt und schon fragt man sich, wo die Zeit geblieben ist. Man selber ist noch nicht wirklich wach und die ersten Nachbarn beginnen ihr Zelt abzubauen, um heute noch das Festival zu verlassen. Gefühlt ist man doch erst seit gestern hier und hat es noch nicht geschafft alle seine alten Freunde wieder zu treffen, die sich auch hier irgendwo herum treiben. Aber warum ewig der Zeit hinterher trauern? Lieber das erste Bier in die Hand und Richtung Bühne gepilgert, denn am letzten Tag holt das Rockharz 2018 nochmal alles aus der Bandreserven-Kiste.

Walking Dead On Broadway sind genau das Richtige am frühen Morgen. Death-Metal, der nicht nur gut klingt, sondern dabei auch noch richtig wach macht. Danach geht es weiter mit Erdling. 2015 von ehemaligen Stahlmann-Mitgliedern gegründet und noch jung, aber eine sehr fleißige Band. Drei Alben in 3 Jahren veröffentlicht zu haben, kann nicht jeder von sich behaupten. Auch auf der Bühne wirken die Jungs routiniert, was ihnen viel Applaus einbringt. Ahab bringen danach das Pubikum wieder etwas runter. Die Funeral Doom-Band hat ein Problem: Ihr Konzept wird von den meisten nicht verstanden, was dazu führt, dass wenige feiern und die meisten Besucher die Zeit für eine verfrühte Bierpause nutzen. Schade eigentlich. Serenity holt genau diese Leute aber wieder zurück an die Bühne. Dazu zeigt sich auch die Sonne mal wieder und wir können Symphonic-Metal bei bestem Wetter genießen.

Rockharz 2018 / Rockharz Open Air 2018

Skyclad

17 Jahre ist der letzte Rockharz-Auftritt von Skyclad schon her, da darf man zum Jubiläum schon mal wieder kommen. Die Briten spielen damit auch ihren ersten Aufritt auf dem Flughafen. Das muss doppelt gefeiert werden. Die richtige Grundlage liefert die Band mit ihrem Heavy-Metal mit starken Folk-Einflüssen auf jeden Fall. Und das Publikum? Das tut genau das, was es soll. Feiern als gäbe es kein morgen, auch wenn das, zumindest für das Festival, die bittere Wahrheit ist.

Trollfest

Luftballons? Eine Polonäse durch die Menge angeführt von einem Troll? Und noch mehr Trolle auf der Bühne? Das kann nur Trollfest sein! Die Norweger schreiben Party groß und das Publikum zieht mit. Ein schöner Anblick, egal ob von außen oder mitten im Getümmel. Mit Avatarium kommt es danach zu einer kurzen Unterbrechung im Spaß-Band-Marathon. Die schwedische Doom-Metal-Rock-Band schafft es dabei aber die Stimmung oben zu halten, bevor es weiter zu Gloryhammer geht. Gestern noch mit Alestorm auf der Bühne und heute ähnlich schräg. Christopher Bowes hat einfach einen Hang zu schrägen Bands, aber damit macht er alles genau richtig. Die Konzeptband kommt sehr gut an, sodass man sich über viele Crowdsurfer zu dem Power-Metal der Band freuen kann.

Goitzsche Front

Den wohl umstrittensten Auftritt auf dem Festival haben Goitzsche Front. Deutschrock kommt in den meisten Köpfen mit einem Unterton an, der rechts sagt. Und das auf einem Festival, das vor 25 Jahren als „Rock gegen Rechts“ gegründet wurde – es ist also fragwürdig und merkt man auch am Publikum. Es wird plötzlich leerer vor der Bühne. Auch die Stimmung will nicht ganz aufkommen.

Exodus

Ganz anders sieht das bei Exodus aus. Die Pioniere des Thrash-Metals, welche seit 1981 bestehen und seitdem einige Besetzungswechsel und zwei Auflösungen hatten, ziehen das zahlreich versammelte Publikum direkt auf ihre Seite. Harte Riffs, aggressive Vocals, die Amerikaner haben ihren Sound über die Jahre fast schon perfektioniert. Entsprechende Begeisterung zollt ihnen auch das Publikum, welches schon etwas traurig ist, als die Band die Bühne verlässt.

Cannibal Corpse

Cannibal Corpse haben das große Glück und beginnen mit ein paar Soundproblemen, welche aber nur wenige Sekunden anhalten. Auf der Bühne wirkt die Band recht monoton, mit niemandem der sich großartig bewegt. Musikalisch ist aber das Gegenteil der Fall. Sehr hochwertiger, detailreicher Death-Metal, welcher von stetigen Rhythmus und Taktwechseln geprägt ist. Dazu aggressive Texte und die Party kann beginnen. Aber auch hier liegt alles wieder im Ohr des Betrachters, denn für viele Stellt die Musik doch nur Krach dar, wovon sich die Fans und vorallem die Band nicht unterkriegen lassen.

Die Apokalyptischen Reiter

Die Reiter sind zurück auf dem Rockharz – und das sagt auch direkt der erste Song. „Wir sind zurück“ schallt es durch das Infield und die Menge kennt kein halten. Aber auch sonst hält die Band ihr Publikum auf Trab. Große Laufballons sorgen immer für Spaß, auch wenn dieser aufgrund des starken Windes nur kurz ist. Sonst gestalten die Reiter ihre Show wie auch schon auf der letzten Tour. Weniger Spektakulär, aber das muss es auch nicht immer sein. Jeder der Anwesenden hat zumindest seinen Spaß und darauf kommt es an.

Paradise Lost

Paradise Lost hatten wohl nicht nur Einfluss auf die Entstehung von Death-Doom und Gothic-Metal, sondern auch auf die Jugend vieler Anwesenden. Zu dem ersten Auftritt der Band auf dem Festival haben sich einige Versammelt und bei der geballten Ladung an Nostalgie stören auch immer wiederkehrende Soundprobleme weniger. In ihrer Laufzeit kann die Band auf 15 Alben zurückblicken, aus welchen die Band einen bunten Mix spielt. Klassiker dürfen natürlich auch nicht Fehlen.

Knorkator

Bevor der Spaß ein Ende hat, soll er nochmal richtig hoch leben. Knorkator ist fast jedem ein Begriff und so hat es die Band auch verdient, einen Headliner Slot zu spielen. Sehr zur Freude der Fans, den diese lassen nochmal richtig die Sau raus. Sportlich wird es diesmal für die Fotografen, denn diese werden für einen Song kurzerhand auf die Bühne gebeten. Sonst spielen Knorkator eine Show, wie man sie von ihnen kennt. Stumpen wird immer nackter und die Texte immer sinnloser. Aber bei dem aktuellen Pegel im Publikum ist dies wohl genau das Richtige.

Bevor der letzte Headliner auf die Bühne kommt, spricht der Veranstalter noch ein paar Worte zum Jubiläum. Es gibt einen kurzen Rückblick der letzten 25 Jahre und anschließend wird sich kräftig bedankt. Bei allen Bands und Fans welche über die Jahre da war und besonders bei allen Arbeitern, welche Jahr für Jahr das Festival zusammenhalten. Vereinzelt werden diese auch nochmal besonders Hervorgehoben und bekommen ein kleines Andenken in Form einer Fotocollage überreicht.

In Flames

Und da sind sie nun. Viele wirken erstmal etwas geflashed als In Flames ihr Set beginnen, was aber nicht nur an der Lichtshow liegt. Viele LED-Säulen können schon einiges hermachen. Aber auch die Stimme von Sänger Anders Fridén kann einen von den Socken hauen. Clean fast unerreichbar und auch die Growls sind auch wieder das, was sie mal waren. Eine Ruhepause wird dem Publikum nur selten gegönnt, denn Ansagen sucht man fast vergeblich. Die einzigen Verschnaufpausen bekommt man bei den ruhigeren Songs, welche über das ganze Set verteilt sind. Das Publikum, welches sich fast vollständig vor der Bühne versammelt hat, gibt nochmal alles bevor einige die Heimreise antreten. Stimmungseinbrüche sucht man vergebens. Wenn es nach dem Publikum ginge, könnte die Band noch die ganze Nacht durch spielen, aber alles hat ein Ende und so beenden In Flames ihr Set passend mit dem Song „The End“.

Wer nach vier anstrengenden Tagen noch Kraft hat, kann diese noch bei den Folk-Rockern von Mantra loswerden. Die Kroaten spielen sich die Seele aus dem Leib und können das Publikum nochmal anheizen, auch wenn diese von den kroatischen Texten wahrscheinlich nichts versteht. Als Special Guest wird noch ein Song zusammen mit Michael Rhein von In Extremo zum Besten gegeben, welcher auf dem letzten Album der Band ein Feature hat.

Und dann ist es vorbei. Die 25-Jahrfeier vom Rockharz sind vorüber und man hat, wie jedes Jahr, wieder eine Lachende und eine weinende Träne im Gesicht. Einerseits ist es schade, alle seine Festival Freunde wieder verlassen zu müssen, aber andererseits freut man sich schon auf eine warme Dusche und sein eigenes Bett. Spätestens am nächsten Morgen freut man sich dann aber doch langsam wieder aufs nächste Jahr um erneut in die gleichen Gesichter, wie die Jahre zuvor, zu schauen.

Infos + Tickets Rockharz Open Air 2018

Rockharz 2019 / Rockharz Open Air 2019